Die Gärtnerin

In meiner Familie hat das «grüne Gen» eine Generation übersprungen. Allerdings hatte ich keine Grossmutter, die mich in ihren Blumengarten mitnahm. Auf dem «Stückle» meiner schwäbischen Grosseltern wuchsen Obstbäume und Gemüse. Kein Ort der Musse, sondern ein Ort der Arbeit. Eine kleine Ausnahme gab es zur Kirschenzeit. Dann nahm meine Grossmutter zwei Zwillingskirschen, verwandelte sie für mich in Ohrringe und tanzte mit mir Ringelreihen. Ansonsten erinnere ich mich nur noch an einen übel riechenden Brennnesselsud, auf den mein Grossvater schwor. Wie kam es, dass ich dennoch zur begeisterten Blumengärtnerin wurde?

Genau kann ich es nicht mehr sagen. Anfang Zwanzig entwickelte ich eine Liebe für schöne Gärten. Auf Reisen besuchte ich Gärten wie andere Museen und Sehenswürdigkeiten. Im Frühling 2004 bezogen wir unser erstes Haus mit Garten. Einen Monat später besuchte ich einen «Wochenendkurs für Garteneinsteiger» bei John Scarman im Landhaus Ettenbühl. Dieser britische Rosenzüchter führt seine Schüler mit so viel Charme und Humor in die Kunst des «Mixed border» und die Welt der romantischen Rosen ein, dass mich das Gartenfieber richtig packte. Anstatt Bambus und Rasen wuchsen in unserem Garten bald englische Duftrosen, Lavendel und mehrjährige Stauden.

Im Sommer 2010 sind wir in unser neues Zuhause eingezogen. Mit etwas Wehmut verabschiedete ich mich vom alten Garten. Doch bald überwog die Freude, nochmals bei null anzufangen. Inspiriert vom natürlichen Charme britischer Cottage-Gärten habe ich einen Gartenplan skizziert, der etwas «wilder» ist als der vorherige. Mittlerweile wachsen uns die Weidenblättrigen Birnen schon fast über den Kopf und die sonnigen Beete haben sich teilweise in Schattenbeete verwandelt. Dafür ist es jetzt wieder schön lauschig. Was man mit einem knapp 100 m2 grossen Reihenhausgarten erleben kann, halte ich in diesem Tagebuch fest – mit Glücksmomenten und Fehltritten …

Und noch ein paar Gründe für diesen Gartenblog

  • Manche Paare tüfteln gemeinsam an neuen Kompositionen fürs Frühlingsbeet. Während mich die malerischsten «drifts» beschäftigen, sucht mein Mann lieber nach den spannendsten «riffs». Seine Leidenschaft sind Gitarren.
  • Unter meinen Freundinnen gibt es durchaus auch Gärtnerinnen. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sie innerlich seufzen, wenn ich ihnen erzähle, welche Farbzusammenstellungen mir noch immer schlaflose Nächte bereiten.
  • Seit ich naturnah gärtnere, überlege ich mir bei jedem Neuzugang, ob er auch Schutz und Nahrung für die einheimische Fauna bietet – und übe mich in einer entspannteren Haltung.
  • Vielleicht gibt es andere Gartenliebhaber*innen, die im Internet zufällig auf diese Seiten stossen, über meine Erlebnisse schmunzeln oder das eine oder andere Schöne und Nützliche finden. Ich freue mich über Kommentare oder eine Nachricht.
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