Die Fotos, die ich auf Instagram zeige, habe ich fast alle mit dem Handy gemacht. Dabei nehme ich ab und zu auch noch meine «richtige» Kamera mit in den Garten. Allerdings immer seltener. Das möchte ich im neuen Jahr wieder ändern. Denn die kurzen Tage im Winter überstehe ich oft nur, indem ich vom Sommer träume. Und wie könnte man das besser als beim Blättern in Gartenfotos vom letzten Jahr!
Zaghaft fängt die Saison an, wenn im März die Blausternchen (Scilla bifolia) spriessen. Wobei diese Zwiebelblüher stärker sind als ihre zarte Erscheinung vermuten lässt. Innerhalb weniger Jahre haben sie sich in den Beeten zu kleinen Teppichen ausgebreitet.
Im April blühen Narzissen der Sorte ‚Sailboat‘ und ‚Thalia‘, durchwirkt mit der botanischen Tulpe Tulipa clusiana ‚Lady Lane‘. Und zwischen den spriessenden Stauden sorgen die teils dürren Halme des Federgrases Stipa tenuissima für luftige Verwirrung. Die damals noch unbepflanzte Wasserschale kommt im Frühling am besten zur Geltung. Danach verschwindet sie fast.
Wie ein Versprechen treiben überall Stauden und Gehölze in frischem Grün aus. Noch überschaubar, aber von Tag zu Tag üppiger.
Mai: Während die Zieräfel der Sorte ‚Evereste‘ sich mit weissen Blütenbällen schmücken, tragen die Zierbirnen Pyrus salicifolia ‚Pendula‘ bereits ein hellgrünes Blätterkleid.
Im Rückblick war es die richtige Entscheidung, die falsch gelieferten «Zieräpfel» (es sollten Malus toringo sein) zu ersetzen. Denke ich an die Grösse der Früchte zurück, können es niemals Zieräpfel gewesen sein. Und unser Garten ist einfach zu klein, um solche Überraschungsgäste gewähren zu lassen. Bäume sind wunderbar, können aber auch erdrückend wirken, wenn sie nicht genügend Raum haben.
Keine Frage, das Federgras ist mein Lieblingsgras. Auch wenn es bei uns nur kurzlebig ist, da der Boden wahrscheinlich nicht durchlässig genug ist. Verzichten möchte ich aber keinesfalls auf die duften Haarbüschel.
Juni: Eine Optische Täuschung? Auf diesem Bild wirkt die Apfelrose Rosa villosa ‚Duplex‘ noch grösser als sie in Wirklichkeit ist. Rational betrachtet ist sie für einen kleinen Garten eigentlich zu gross. Aber manchmal muss man die Regeln brechen und sich einfach an seinen Lieblingspflanzen erfreuen.
Der Wandbrunnen ist mittlerweile ziemlich eingewachsen und versteckt. Von drinnen sieht man ihn leider gar nicht. Vom Strandkorb und von der Gartenlaube aus sieht und hört man ihn dagegen gut. Im sanften Morgenlicht mag ich diesen Teil des Gartens besonders.
Das ist der Blick, wenn man den Garten durch den Rosenbogen betritt. Der linke Weg führt zur Veranda am Haus, der rechte zum Strandkorb und zur Gartenlaube.
September: Ein Sprung in den Spätsommer. Im Laufe der Saison wird der Garten immer wilder, da ich kaum in die Pflanzungen eingreife. Für Beikraut gibt es ohnehin kaum offene Erde, so dass ich nur hier und da einen frechen Löwenzahn oder eine Distel herausziehe. Nach der ersten Blüte schneide ich die Katzenminze bodennah zurück, damit sie im September nochmals blüht.
Die Buchenhecken habe ich in grossen Wellen geschnitten, damit es eine Verbindung zwischen drinnen und draussen gibt und sich die Baumkronen vor dem dunklen Hintergrund der Holzscheune besser abheben.
Die wilde Seite des Gartens: Aus der Froschperspektive erinnert der Kiesweg zum Rosenbogen schon fast an einen Urwald. Mir gefällt es, dass die Pflanzungen im Laufe des Jahres ihr Gesicht verändern. Zufriedenes Zurücklehnen gibt es für die Gärtnerin aber nicht. Denn natürlich könnte es immer noch schöner, abwechslungsreicher und üppiger blühen und grünen. Mit dieser «Unzufriedenheit», dem Seufzen über die eigene Unzulänglichkeit als Planerin, bin ich offenbar nicht alleine. Sie gehört vielmehr zum Gärtnern dazu, schreibt auch meine Gartenfreundin und Autorin Nicole Häfliger in ihrem Buch «Grüntöne». Ein Grund auch, weshalb man sich über angekündigte Gartenbesuche nicht uneingeschränkt freuen kann, denn:
«Jetzt? Jetzt ist schlecht, in (vor) mindestens zwei Wochen jedoch wäre es perfekt (gewesen)», …
Auf ein glückliches, gelasseneres neues Gartenjahr!