Ein neuer Garten ist wie eine leere Leinwand. Eine Fläche nur, kein Raum. Zum Gartenraum wird sie erst durch das Gestalten mit Pflanzen. Durch das Spiel mit verschiedenen Höhenelementen. Als wir im Juni 2010 unser Reihenhaus bezogen, hätte ich am liebsten gleich mit dem Pflanzen begonnen. Doch es war schon ungewöhnlich heiss und die Erde ganz hart. Deshalb übte ich mich erst einmal in Geduld.
Vom Gartenbauer haben wir uns nur die Kieswege anlegen lassen, wie ich sie im Gartenplan skizziert hatte. Alles andere wollten wir selbst machen. Zum Glück stand damals noch der schöne Nussbaum auf Nachbars Grundstück. Er sorgte gleich ein bisschen für ein Gefühl der Geborgenheit.
In den ersten Wochen genossen unsere Söhne die Freiheit, in den Beeten mit Bagger & Co spielen zu dürfen. Ausser ein paar Wicken wuchsen ohnehin nur Melden, die wir im Herbst unterpflügten.
Zwei Jahre später war der Garten schon erstaunlich grün. Die Buchenhecke an der Grundstücksgrenze war bereits so hoch wie der Gartenzaun. Und die Stauden in den Beeten explodierten förmlich, weil der Garten noch so sonnig war.
Im Herbst des gleichen Jahres sah es nach dem ersten Höhepunkt wieder etwas ruhiger aus. Doch immerhin blühte hier und dort noch etwas, zum Beispiel die Clematis viticella ‚John Treasure‘.
Wieder zwei Jahre später hatten die weidenblättrigen Birnen (Pyrus salicifolia ‚Pendula‘) an Umfang zugelegt und liessen vergessen, dass der altersschwache Nussbaum gefällt werden musste.
Im 6. Jahr schliesslich hatte die Buchenhecke eine Höhe erreicht, die den Garten wirklich als Raum definierte. Irgendwo habe ich einmal gelesen, eine Hecke müsse 1.7 m hoch sein, damit man sich im Garten geborgen fühlt.
Mittlerweile sind die Bäume so gross geworden, dass ich mancherorts andere Stauden pflanzen muss. Stauden für den Halbschatten. Auch die Rosen blühen nicht mehr so üppig wie am Anfang. Dafür gibt es mehr «Vagabunden», die sich dort niederlassen, wo es ihnen gefällt.
Auf diesem Foto sieht man, wie der Garten am Ende des ersten Sommers aussah. Die Garagenwand war ohne Spaliergerüst noch ganz kahl und dominant. An der Pergola gab es noch keine Kletterpflanzen.
Das Einzige, was ich noch im ersten Sommer gepflanzt habe, war der Einfassungsbuchs. Vom erträumten «Wolkenschnitt» waren die kleinen Pflänzchen natürlich noch weit entfernt.
Kaum zu glauben, wie sich die Vegetation innerhalb von einem Jahr entwickelt hat! Die Bäume sind noch Winzlinge, aber die Stauden und einjährigen Kosmeen haben sich prächtig entwickelt.
Zwei Jahre später ist der Garten kaum wiederzuerkennen. Alles scheint explodiert zu sein. Vor allem auch die Wildrose am Rosenbogen, die nur wenige Jahre so überschwänglich geblüht hat.
Im Frühling sieht es immer erst noch etwas kahl aus. Obwohl der Buchs frisch austreibt und sich die Zierbirnen und -äpfel mit Blüten schmücken. Das liegt daran, dass ich im Herbst faul werde und keine Lust mehr habe, Blumenzwiebeln in die Erde zu bringen.
Lange muss man sich aber nicht gedulden, denn im Mai haben die Stauden dann ohnehin wieder alles erobert, die Rosen erblühen und die Clematis montana ‚Wilsonii‘ verströmt ihren zarten Vanilleduft. Mai und Juni zählen auf jeden Fall zu meinen Lieblingsmonaten im Gartenjahr.
Hoffentlich ermutigen diese Vorher-nachher-Fotos all jene, die in diesem Frühjahr oder Sommer selbst eine leere Leinwand gestalten dürfen. Man braucht etwas Geduld, ja. Aber eigentlich ist es erstaunlich, wie schnell sich die Natur entfaltet – wenn man ihr dazu Raum gibt.
Einfach fantastisch, was sich in kurzer Zeit entwickelt hat. Wunderschön bei Dir.
Er ist traumhaft dein Garten… ein Wohlfühlort, natürlich und wunderschön.
Liebe Kathrin
Schön, mal wieder von Dir zu hören! Schau im Frühling doch mal wieder vorbei, wenn Du mit Deinen Hunden hier spazieren gehst. Würde mich sehr freuen.
Liebe Grüsse
Carmen
Ja, diese wundervollen Bilder ermutigen wirklich! Sie machen sogar unglaublich Lust auf das Gärtnern und Gestalten im Garten- sei es Neu- oder Umgestaltung! Mir hast du auf alle Fälle schon jede Menge Vorfreude beschert, liebe Carmen!
Kaum zu glauben, was ihr und die Natur da in so kurzer Zeit geschafft habt!
Die weiße Clematis blüht ja echt traumhaft und duftet wohl auch so. Wie ergeht es dir mit der Glyzinie? Ich hab‘ das Schneiden noch nicht so ganz raus. Unser Exemplar ist ein ganz altes und großes – an einem Rankgerüst in die Breite gezogen. Ich schneide bei Bedarf im Sommer jede Menge neuer Triebe weg. Zum Glück lässt sich „die alte Dame“ in puncto Blühen von mir nicht beirren.
Ich finde deinen/euren Garten übrigens zu jeder Jahreszeit sehr sehenswert. Zudem bietet er den Insekten reichlich Nahrung und Lebensraum.
Bei uns in Bayern läuft ja derzeit die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“. Ich hoffe sehr, dass sich bis Mittwoch noch ganz viele aufraffen, die bisher noch nicht unterschrieben haben. Denn das ist nun wirklich wichtig!
Liebe Carmen, bitte drück‘ uns die Daumen. Und hab‘ vielen lieben Dank für deinen schönen und so ermunternden Post!
Frische Grüße von
Monic
Liebe Monic
Der Duft der Clematis ist wirklich Geschmackssache. Am Anfang war ich nicht so begeistert. Mittlerweile habe ich den Duft ganz gerne.
Die Glyzinie müsste man eigentlich unter „Fehltritte“ verbuchen. Diese starkwüchsige Pflanze passt in einen weitläufigen englischen Landschaftsgarten wie Hestercombe Gardens. An unserer Mini-Pergola kann sie sich nicht frei entfalten. Wenn wir im Sommer zwei Wochen verreisen, müssen wir uns immer erst einmal den Eingang zum Musikzimmer wieder frei schneiden. Umgekehrt nimmt sie einem radikale Schnittmassnahmen nicht übel. Und ihr Laub schätze ich sehr, mehr noch als ihre Blüten, die leider in einem Rosaton blühen, der mir nicht so gut gefällt. Das kommt davon, wenn man Pflanzen aus dem Katalog aussucht, anstatt sie sich erst einmal in natura anzusehen …
Liebe Grüsse
Carmen
Liebe Carmen, das mache ich natürlich gerne. Bin gespannt, wie sich dein Garten entwickelt hat.
Liebe Grüsse Kathrin
Wow, euer Garten ist echt ein Traum! Sag, was machst du mit deinen Frauenmänteli, dass die so wunderbar blühen? Meine möchten irgendwie nicht so recht wachsen und wuchern. Dabei sehen sie so schön aus zwischen rosa und lila Stauden. Möchte grade wieder zurück in meinen Garten statt am Bürotisch zu sitzen 🙂
Herzlich, Wanda
Liebe Wanda
Kann es sein, dass Dein Frauenmantel etwas überaltert ist? Erst kürzlich hat mir eine Staudengärtnerin gesagt, wie wichtig es sei, Stauden nach ein paar Jahren zu teilen und nur die frischen Aussenstücke wieder einzupflanzen. Sonst verkahlen sie von innen heraus. Ich habe die Sorte ‚epipsila‘, die etwas kleinwüchsiger als ‚mollis‘ sein soll. Die Betonung liegt aber auf dem Wörtchen „soll“. Ich habe das Gefühl, dass es diesen Pflanzen in unserem Garten so gut gefällt, dass sie sich alle Mühe geben, ihrer grossen Schwester an Grösse nicht nachzustehen … Manchmal ist es auch einfach Glück, ob sich eine Pflanze wohl fühlt oder nicht.
Sonnige Grüsse
Carmen
Ich bin begeistert – ein richtig schönes Paradies! Mich fasziniert, dass ihr offenbar von Anfang an einen konkreten Plan im Kopf hattet und aus dem Nichts heraus, Wege verlegen habt lassen und Lauben habt stellen lassen. Wir wohnen seit 18 Jahren in unserem Reihenhausgärtchen, manches war bereits durch die Vorbesitzer gegeben und ohne Geld und vor allem ohne Plan im Kopf nicht so ohne weiteres änderbar. Unser Garten – eigentlich eher Rasen – erfährt erst jetzt eine Wandlung zum blühenden Paradies und auch heute passiert alles mehr in langsamen Etappen und nicht so planvoll und leider auch nicht so herrlich üppig wie bei Euch!
Hallo liebe Carmen, ich bin durch Zufall auf Deine Seite gestoßen und finde Deinen Garten einfach nur wunderschön!
Mich würde interessieren, wie Ihr die Kieswege angelegt habt, also aus welchem Material die oberste Schicht ist.
Ich habe auch Kieswege im Garten (ich mag es, wenn es so schön knirscht), die mir aber nicht mehr so gefallen, die Steinchen sind zu spitz.
Deshalb würde ich gerne eine andere Schicht draufmachen, bin mir aber unsicher, welche ich nehmen soll.
Und noch eine Frage, wie dicht an die Kieswege pflanzt Du die Pflanzen?
Liebe Grüße aus dem Schwäbischen
Carmen
Mein Blog, den ich aus Zeitgründen leider nicht mehr fortführen konnte: http://scrapelicious.blogspot.com/search/label/Garten