«Am liebsten möchte ich den Sommer in einem Einmachglas konservieren. In einem Glas, das man öffnen kann, wenn Dunkelheit und Kühle sich über den Garten gelegt und die ganze Vorstellung in einen Traum verwandelt haben …»
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich bei Sonnenschein auf der Verandabank – im Februar! Fast muss ich darüber schmunzeln, wie trübsinnig ich am Samstag war. Da sprachen mir die Worte der schwedischen Gartenjournalistin Ellen Forsström aus dem Herzen. Nasskalt und regnerisch, schienen die Freilufttage noch unendlich weit weg. Einziger Lichtblick war ein Buch, das im Briefkasten lag: Mein Garten – Ein Traum – Inspirationen für naturnahe Gärten.
Obwohl der deutsche Titel etwas abgedroschen klingt – das schwedische Original heisst: «Lass es spriessen» – entpuppte sich das Buch tatsächlich als Lichtblick. Es gibt nicht viele Gartenbücher, die mich wirklich berühren. Manche sind hübsch anzusehen, aber nur wenige erzählen eine Geschichte. Das Buch von Ellen Forsström und Angélique Ohlin zählt zu diesen Buchschätzen. Übers Wochenende bin ich ganz in ihre Gedankenwelt eingetaucht und habe mir vorgestellt, wie schön es sein muss, die besuchten Gärten selbst zu erleben.
«Wie kreiert man einen Garten, der einen wie Musik direkt ins Herz trifft?»,
war die Frage, die sich die beiden Autorinnen zu Beginn ihrer Recherche gestellt haben. Auf einer Reise quer durch Schweden fanden sie allmählich Antworten darauf, welche Magie besonderen Gärten innewohnt: ein Gefühl, dass in diesen Gärten Zeit und Raum aufhören zu existieren, ein Gefühl von Ehrfurcht und Dankbarkeit.
Auf poetische Kapiteleinleitungen folgen Gedanken und praktische Tipps zur Gartengestaltung. Über die Jahre musste ich viele Gartenbücher lesen, um Einsichten zu gewinnen, die in diesem Buch so leichtfüssig und verständlich vermittelt werden. Ein paar davon habe ich aufgegriffen und mit Fotomotiven aus dem eigenen Garten illustriert. Denn die Anregungen lassen sich nicht nur in einem schwedischen Landhausgarten umsetzen, sondern funktionieren auch im kleinen Reihenhausgarten.
«Spüren Sie nach, was Ihr Herz höher schlagen lässt.»
Seit ich die romantischen Cottage-Gärten in den Cotswold Mountains besucht habe, war mein Wunsch, dass in unserem Garten duftende Rosen und Stauden wachsen.
«Ein Garten, der nicht von einem Sichtschutz umgeben ist, ist wie ein Haus, bei dem Wände und Dach fehlen: Es ist schwer, einen behaglichen Ort zu finden, an dem man sich aufhalten mag.»
Seltsamerweise haben viele Menschen das Gefühl, Hecken oder Zäune würden einengen. Dabei lassen sie unser Auge zur Ruhe kommen und geben uns Schutz.
«Der Garten soll geheimnisvoll bleiben. Man muss nach der Öffnung suchen.»
Von der Strasse aus ist unser Gartentor gar nicht einsehbar. Umso überraschter sind Besucher, wenn sie zum ersten Mal durch den duftenden Rosenbogen gehen.
«Verwenden Sie echte Materialien, die schön altern.»
Dieser Terracotta-Topf ist schon fünfzehn Jahre alt. Ein Versuch mit Kunststoff-Imitaten scheiterte kläglich, da sie nach wenigen Jahren unschön aussahen.
«Blumentöpfe lassen sich bewegen. Damit kann man einem Platz, an dem das meiste schon verwelkt ist, noch einmal zu neuem Glanz verhelfen.»
Und wenn man wieder einmal zu wenig Blumenzwiebeln gesetzt hat, kann man im Frühling etwas Fülle vortäuschen …
«Bäume erden einen Ort und erfüllen ihn mit Energie und Kraft.»
Es macht mich immer wieder sprachlos, wenn Menschen Angst vor Schatten und Laub haben. Gibt es etwas Schöneres als das Spiel von Sonne und Schatten, das Rauschen der Blätter im Wind?
«Wenn Sie Ihren Garten planen, überlegen Sie: Was wollen Sie sehen, hören, fühlen und erleben?»
‚Marbled gallica‘ ist eine Kletterrose vom Landhaus Ettenbühl, die uns am Eingang mit ihrem betörenden Duft empfängt.
«Die Sitzplätze sollen Sie dem Grün näher bringen, sie sollen Sie nicht vom Garten abschirmen.»
In unserer kleinen Gartenlaube sitzt man auf Augenhöhe mit den Pflanzen. Und wenn die Hecke dahinter noch etwas höher ist, stört uns auch der Besucherparkplatz nicht mehr.
«Leider blühen die meisten Pflanzen nur kurz. Das Allerwichtigste ist dann das Blattwerk, das Grün. Es geht um Formen, Texturen und Höhen.»
Je länger ich gärtnere, desto mehr achte ich beim Kauf auf das Laub der Stauden. Doch in vielen Pflanzenkatalogen werden nur die Blüten abgebildet. Kein Wunder, dass man immer wieder in Versuchung gerät, nur darauf zu schauen …
«Grün beruhigt und dient als Grundlage im Garten, bildet Übergänge, Wände und Dach.»
Mit der Zeit möchte ich die Buchseinfassungen wolkig schneiden. Nur die Kugeln sollen noch symmetrische Akzente setzen.
«Das Leben ist wie eine Perlenkette aus kleinen, feinen Momenten, manchmal so klein, dass man sie leicht verpasst.»
Den winzigen Käfer hatte ich beim Fotografieren gar nicht entdeckt. Erst auf dem Bildschirm sah ich ihn auf der Blüte der Jungfer im Grünen.
Ellen Forsström, Angélique Ohlin
Mein Garten – Ein Traum
Inspirationen für naturnahe Gärten
2016, Thorbecke Verlag
ISBN: 978-3-7995-0637-3
Schade eigentlich, dass die beiden sympathischen Gartenfrauen in der deutschen Ausgabe nirgends zu sehen sind.
Nachtrag vom 17. März 2023:
Im Podcast «Gartenblut» plaudern Nicole Häfliger und ich über dieses Buch – und auf unserer Website gibt es endlich auch ein Foto der sympathischen Autorinnen.
Oh Gott sind deine Bilder traumhaft schön!
Ich freu mich schon sooo auf den kommenden Frühling und den Sommer, auf die Rosenblüten und den Duft, den sie verströmen :), auf zerkratzte,schmutzige Finger und den Geruch warmer Erde nach einem Regenguß.
Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse
Sabine
Du hast den Buchzitaten wunderschöne Gartenimpressionen zugeordnet.
Deine Bilder & Texte machen sooo eine Lust auf
Gartengenuss und Gartenarbeit!
Danke dafür.
Gartengrüße von
Vita
Liebe Carmen,
hab mir das Buch heute bestellt, dein Blogbeitrag mit den tollen Zitaten und euer Podcast haben mich überzeugt 🙂
Ich bin eh süchtig nach Gartenbüchern und Gartenblogs. Deinen hier liebe ich. Ich stöbere bestimmt einmal die Woche hier. Dein Paradies ist so wunderschön. Ich freu mich schon auf deinen Garten in 2023.
Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet in Deutschland, Caro
Liebe Caro
Was für ein „Aufsteller“, wie man hier in der Schweiz sagt … Ging das denn mit dem Podcast? Mit dem Schweizerdeutschen ist das ja nicht so einfach. Aber wir wollten einfach beide in unserer Muttersprache reden.
Jedenfalls bin ich darauf gespannt, wie Dir das Bookazine gefällt. Und nun habe ich wieder Ansporn, auch den Blog wieder mit Neuem zu bespielen.
Wünsche Dir eine wunderbare Frühlingszeit im Garten!
Liebe Grüsse
Carmen
Ich bin froh dass eine von euch deutsch spricht. Bei schweizerdeutsch verstehe ich nicht jedes einzelne Wort aber ich kann gut folgen. Muss mich etwas mehr konzentrieren aber es geht irgendwie:D
LG
Liebe Caroline
Habe Deine Nachricht gerade erst entdeckt, sie war im Spam gelandet. Uns ist bewusst, dass wir die Zielgruppe mit unserem „zweisprachigen“ Podcast einschränken. Aber uns war wichtig, dass jede so sprechen darf, wie sie es in ihrer Muttersprache gewohnt ist …
Liebe Grüsse
Carmen