So verheissungsvoll starteten die beiden Zieräpfel der Sorte Malus ‚Professor Sprenger‘ ins Gartenjahr. Welche Höhen und Tiefen ich seither mit ihnen erlebt habe, erzähle ich im Folgenden. Als sich die Zieräpfel im April mit zarten Knospen schmückten, sah alles noch wunderbar aus.
Auch im Mai schöpfte ich noch keinerlei Verdacht. Wenn wir morgens am Frühstückstisch sassen, erfreute ich mich am Anblick der hübschen, filigranen Baumkronen.
Und als Anfang Juni die Stauden explodierten, war ich ohnehin zu sehr abgelenkt.
Doch eines Morgens sahen die Bäume irgendwie anders aus, saft- und kraftlos.
Als ich mir die Blätter von Nahem ansah, erschrak ich. Sie hatten braune Flecken, waren teils welk und mit einem pelzigen Belag überzogen.
Ich fotografierte alles und schickte ein E-Mail an die Baumschule, bei der wir die Bäume gekauft hatten. Die Diagnose war ziemlich eindeutig: Apfelschorf, möglicherweise in Kombination mit Mehltau. Oh Schreck! Was macht die Biogärtnerin in solch einem Fall? Sie hadert mit sich, ob diese Pilzkrankheit den Einsatz von Chemie rechtfertigt. Doch in diesem Jahr würden sich die Bäume ohnehin nicht mehr in Schönheiten verwandeln. Man konnte den Schaden nur eindämmen, damit sie im darauffolgenden Jahr wieder Chancen hatten, gesund ins neue Gartenjahr zu starten.
Deshalb spritzte ich im Abstand von zwei Wochen mit «Myco-San» von Andermatt Biogarten. Die kranken, abgefallenen Blätter sammelte ich ein, damit sich die Pilzsporen nicht ausbreiten konnten. Nach ein paar Wochen war der Neuaustrieb tatsächlich wieder Maigrün.
Immerhin, jetzt im September sehen die Bäume wieder ganz gut aus. Nur Früchte gibt es keine, da ihnen die Krankheit offenbar die Kraft genommen hat, Früchte auszubilden. Dabei sind diese kirschgrossen, roten Äpfelchen im Herbst und Winter nicht nur eine Zier, sondern auch heiss begehrtes Vogelfutter. Vergangenen Winter versuchten zwei Amselherren etwas von den Früchten zu naschen. Doch kaum sassen sie auf einem Ast, wurden sie von einer selbstbewussten Amseldame vertrieben…
Die Stadien, welche die Bäume im Laufe des Sommers durchlaufen haben, waren nicht immer schön anzusehen. Aber vielleicht sind die Fotos ein Trost für andere Gärtner, die auch einen ‚Professor Sprenger‘ haben. Ich weiss nicht, ob ich nochmals bereit bin, die Bäume zu spritzen. Möglicherweise ersetze ich sie lieber durch eine robuste Sorte. Aber vielleicht habe ich auch noch etwas Geduld abzuwarten, ob sie sich hier akklimatisieren.
Ach, liebe Gärtnerin, das Problem und weitere habe ich dieses Jahr auch. Unser einziger Apfelbaum – der einzige Baum überhaupt in diesem Grundstück – hatte dieselben Blätter im Frühsommer, die der Baum dann abgeworfen hat, die Äpfel blieben lange sehr klein. Und nun, seit August hängen verfaulte Äpfel an den Ästen und fallen nach und nach ab. In unserer Tageszeitung habe ich die Erklärung eines Leiters vom hiesigen Obst- und Gartenbauverein gelesen:
Na wie uns allen bekannt ist, zuerst das späte Frühjahr, dann viel Nässe und die Blattkrankheit (Pilz) lässt die Früchte nicht wachsen. Zudem sind unsere beiden Rotdornbäumchen auch von einem Rostpilz befallen, der käme von Wacholderbäumen aus der Nachbarschaft: „wirtswechselnde Rostpilze der Gattung Gymnosporangium“. Klingt nun sehr gelehrig, steht in der GARTENPRAXIS 08/2013. Bis jetzt konnte mir noch niemand ein biologisches Gegenmittel nennen.
Ich warte halt das nächste Frühjahr ab…
Liebe Grüße
Christine
Liebe Christine,
ja, dieses Gartenjahr scheint überall kein einfaches gewesen zu sein. Als ich gerade zwischen zwei Regengüssen in den Garten ging, entdeckte ich schon wieder Nacktschnecken, die an meinen geliebten Glockenblumen der Sorte Campanula rotundifolia ‚Olympica‘ knabberten. Wutentbrannt holte ich das Schneckenkorn aus der Garage: «Ferramol», ein schonendes Mittel. Apropos Pflanzenschutz, vielleicht wäre «Myco-San» auch etwas für Ihren Apfelbaum. Falls es in Deutschland nicht erhältlich ist, könnte ich von Konstanz aus ein Päckchen auf die Reise schicken.
Liebe Grüsse
Carmen